AL: Geschichte (Rohtext)

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Mao Ya Si
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AL: Geschichte (Rohtext)

Beitrag von Mao Ya Si » 21.12.2010, 14:25

Hierbei handelt es sich um eine kurze Übersicht geschichtlich-er Daten aus Ao-Lai.

1, Vor dem Schreckenstag
Aus der Zeit vor der furchtbaren Schlacht zwischen Sternstein und Hou ist nur wenig bekannt geblieben. Doch aus Überliefe-rungen und Sagen lassen sich noch die folgenden Daten rekon-struieren:
Ao-Lai war einst ein kleiner Kontinent. Die Urbevölkerung leb-te in Stammesverbänden zusammen, die nomadisierend von Weide-platz zu Weideplatz zogen. Die Führung der Stämme oblag den Sippenältesten, diese wurden von Schamanen beraten (heilige Männer, die mit den Göttern redeten und einen Hang zur Zau¬berei hatten).
Die Kultur dieser kleinen gelbhäutigen Männer war noch nicht sehr hochstehend, doch sie hatten eine gemeinsame Sprache und eine Zeitrechnung. Ihr Kalender baute auf einem guten Dutzend Tiere auf, die für diese einfachen Menschen eine besondere Be-deutung hatten. Ebenfalls von Bedeutung waren die "Tage des Himmelsherren", in denen regelmäßig der Himmelspalast am Fir-mament erschien. Man sprach von diesen Jahren in Ehrfurcht von den "Himmelsjahren", in denen ein riesiges Fest der Sippen ge-feiert wurde. Auf diesem Fest wurde der ewige Frieden in Ao-Lai erneuert, Sippen zusammengeführt, den Sagen der Alten ge-lauscht und gefeiert - Woche um Woche (Es handelt sich bei dem Himmelspalast um einen riesigen Kometen, der regelmäßig über Ao-Lai erscheint, alle 618 Jahre. Wahrscheinlich ist er identisch mit dem heiligen Sinnbild der Ranabarer, dem Poschos Karafat).
Es handelte sich nach den Überlieferungen um eine friedliche Zeit. Es gab genug Raum für alle, kleinere Streitigkeiten wur-den fair geregelt. Der Götterhimmel der Ao-Lai's war gefüllt mit Göttern, Dämonen und Helden. Die "guten" Götter sollten über das Land wachen, sie hielten die Dämonen zurück in ihren Kerkern. Allen voran stand der Himmelsherrscher, dem unend¬liche Macht nachgesagt wurde. Einzig der Erdgeborene Hou fiel aus dem Rahmen. Ein Possenreißer, ein Schelm und Tunichtgut wie es nur möglich war. Nichts war ihm heilig, nicht das De¬kret des Himmelsherren noch die allgemeinen göttlichen Ge¬setze. Die Ao-Lai's nahmen ihn nicht ernst, denn er nützte ihnen nichts - schadete aber auch nicht, sah man von seinen manchmal rauhen Scherzen ab.
2. Die Zeit des Schreckens
Dann, bei einem der Himmelsfeste geschah das Unfaßbare. Mit dem bloßen Auge konnte man erkennen, daß sich ein heller Fun-ken vom Himmelspalast löste und auf Ao-Lai niederstieß. Was dann geschah ist Legende. Hou, der oft geschmähte, stellte sich als einziger dem Dämon Sternstein in den Weg. Dieser Dämon, in Gestalteiner schönen jungen Frau, neidete den -
Aa
Lai's ihren Frieden und wenn man
wollte sie vernichten. Und we an "guten" weisen Männern glauben kann, so waren es die angeblichen "guten" Götter selbst, die das Ende von Ao-Lai verlangt hat
t
ten. Und der Himmelsherrscher hatte ihrem Drängen nachgegeben und Sternstein befreit.
In dieser schweren Zeit erwarb Hou seine Stellung als einziger Gott Ao-Lai's indem er den Untergang verhinderte. Die Schlacht war fürchterlich, und als Hou siegte, bedeutete dies den Un-tergang des bekannten Ao-Lai. Teile von Sternsteins zertrüm-mertem Körper zerschlugen den Kontinent und schufen ein System von unregelmäßig kreisenden Inseln. Die Flutwelle dieser Ka-tastrophe dürfte auch das Land der Nekin-a-darer in Mitleiden-schaft gezogen haben, das möglicherweise 1000 Li weiter west-lich lag und nur in einer der uralten Überlieferungen aus jener Zeit Erwähnung findet (Geschichte von Ranabar, 12. Auf¬tauchen des Poschos Karafat). Lange Zeit veränderte Ao-Lai sich ständig, in welchem Zeitraum weiß heute keiner mehr zu sagen. Es müssen aber Jahrtausende gewesen sein. In dieser Zeit zerbrachen die Bindungen der Sippen, denn ein Kontakt der Überlebenden war nicht möglich. Die Ao-Lai's sanken in Primi-tivität zurück. Aus dieser Zeit hat sich nur eines erhalten: aus dem glücksbringenden "Jahr des Himmelsherren" wurde das "Jahr des Schreckens" oder "Sternsteinjahr". Wenn der Himmels-palast über Ao-Lai erscheint, ziehen die einfachen Ao-Lai's den Kopf ein und beten zu Hou um Schutz. In diesen Jahr werden keine großen Dinge begonnen und Kinder kommen nicht zur Welt. Wenn doch, so überleben sie nicht lange, denn wer will schon einen Unglücksbringer in der eigenen Familie...
3. Die Periode danach
Nachdem sich die Elemente beruhigt hatten, bildete sich erneut eine bescheidene Kultur auf den Inseln. Wieder waren es Sip-pen, die als Träger dieser Kultur wirkten. Oft hatten sie nur Verbindung zu einer Nachbarsippe.
In diesen friedlichen Jahren entwickelte sich ungestört eine Gefahr, die aus dem Kampf im Himmel hervorgegangen war. Neben den Priestern des Hou, die begonnen hatten, bescheidene Tempel und Klöster zu errichten, gab es noch immer die SCHAMANEN. Sie wandten sich verstärkt der Zauberei zu. Dabei griffen sie auf die Splitter von Sternsteins Körper zurück, die man auf den verschiedenen Inseln finden konnte. Sternstein begann das Ver-derben auszusäen.
4. Die Zeit der Streitenden Sippen
Zweihundert oder dreihundert Jahre vor der eigentlichen Zeit-rechnung in Ao-Lai war es ein Sippenführer namens CHY-SAU, der den Plan faßte, mehrere Sippen zu vereinen, um gemeinsam die Unbillen des Lebens besser meistern zu können. Beraten wurde Chy-Sau durch einen Schamanen namens Kythui, dessen Herkunft unbekannt war. Binnen einer Generation war der erste große Stamm gegründet und der Sohn Chy-Sau's, CHY-SAU-TONG, konnte Stamm mm
auf ein erblühendes kleines Volk blicken. Doch andere Sippen
auf
waren nicht bereit, ihre Selbständigkeit für die neue Gemein
schalt aufzugeben. So wäre das Projekt damit beendet gewesen, wenn nicht KYTHUI, auch der Berater des Chy-Sau-Sohnes, diesen davon überzeugt hätte, daß die Vereinigung erzwungen werden mußte. So brachte -Chy-Sau-Tong ein Heer auf die Beine, das erste in Ao-Lai, und er zwang seine Gegner mit Feuer und Schwert ihm zu folgen. So begann die traurige Zeit, die als die "Zeit der Streitenden Sippen" in die Geschichte einging.
Es war ein mehr als hundertjähriger Krieg. Sippen erlangten Macht und verloren sie über Nacht wieder. Kleine Reiche kamen und gingen, und der Tod hielt reiche Ernte. Es stellte sich heraus, daß auch andere Herrscher von Schamanen mit magischen Fähigkeiten beraten wurden. Gerade diese Reiche aber schlossen sich ohne größere Probleme zusammen, um dann gemeinsam auf an-dere einzuschlagen.
Nach weiteren einhundert Jahren Krieg und Gewalt gelang es ei-nem Herrscher, PU-CHEN-HO, die Macht restlos an sich zu reis-sen. Keiner konnte ihm widerstehen. Er erklärte sich selbst zum "Sohn des Himmelsherrschers", in dessen Namen er zu re¬gieren vorgab. Dem Volk wurde befohlen bedingungslos zu ge-horchen, wer Widerstand leistete wurde grausam zu Tode gefol-tert. Pu-Chen-Ho stützte sich auf einen Stab von Ministern und Beamten, der sich ausschließlich aus Schamanen zusammensetzte, und auch ihm sagte man magische Kräfte nach. Nicht zuletzt wa¬ren die Menschen über das freimütige Bekenntnis des Herrschers entsetzt, in einem "Jahr des Schreckens" geboren worden zu sein.
5, Der Erste Sohn des Himmelsherrschers
Pu-Chen-Ho war ehrgeizig und machtbesessen. Sein größter Wunsch war es, unsterblich zu werden, wie die Götter im Him¬mel. Danach ließ er forschen und suchen. Um seinen Ruf auch über viele Jahrhunderte erhalten zu sehen, wollte er, daß man alles verzeichnete, was geschah. Um eine Ordnung zu ermöglich¬en, befahl er die Zeit zu zählen - beginnend mit dem Jahr sei¬ner Machtergreifung, dem 1. Jahr des Skorpions. Elf weitere Tiere sind Teil des Kalendariums: Drache und Tiger, Büffel und Schwein, Affe und Hund, Ratte und Hahn, Heuschrecke und Schlange, sowie die schlaue Katze.
Die Zeiten waren hart, aber unter der Herrschaft des einen Herrn entwickelte sich das Reich zu großer Blüte. So wurden auf der Suche nach der Unsterblichkeit neue Stoffe gewebt, ei¬ne neue Schrift entwickelt, besseres Papier erfunden, ein Kom¬paß entwickelt und ein neuer Bootstyp erfunden. Man machte sich das schwarze brennende Gestein (Kohle) nutzbar und ent¬deckte das Geheimnis des Stahls, u.v.a.
Hätte man nicht überall die allgegenwärtige Macht der Schama-nen gespürt, man hätte keinen Grund gehabt, zu murren. Als der Herrscher schließlich im Alter von 102 Jahren starb, war die Art und Weise, wie er an die Macht gekommen war, so gut wie vergessen.
außerPu-Chen-Ho hatte sich zu Lebzeiten ein GRABMAL geschaffen, das r ihm nur seinen engsten Vertrauten bekannt war. Jeder, der bei dem Bau geholfen hatte, kehrte nicht mehr unter Men-schen zurück. Dorthin, in seinen Palast des Todes, wurde er von seinem Gefolge gebracht, doch zurück kehrten nur die schwarzen Schamanen. Unermeßliche Schätze, so sagt man, be¬finden sich in diesem Palast. Aber ebenso wird erzählt, daß furchtbare Gefahren allen drohen, die jemals diesen Ort finden werden. Wie dem auch sei, niemand kennt den Weg zu diesem Ort unerschöpflichen Reichtums.
6. Das Magische Zeitalter
Der Nachfolger Pu's war sein drittgeborener Sohn PU-CHEN-SAU, da der Erstgeborene und der Zweitgeborene schon in jungen Jahren gestorben waren. Der neue Herrscher war schwachsinnig und stand unter dem Einfluß seiner Berater. Schwarze Ratgeber wurden sie genannt, aber nicht wegen ihres Aussehens, sondern wegen ihrer Ausstrahlung.
Im 4. Jahr seiner Amtsübernahme, dem 5. Jahr des Büffels, er-ließ Pu-Chen-Sau folgendes Dekret: der Glaube an Hou wird ver-boten, seine Anhänger haben die Klöster aufzulösen!
Es war wie Sturmesbrausen, als die Bevölkerung ihrer Wut Aus-druck gab. Die Tempel ihres Wohltäters sollten aufgelöst werden Doch die schwarzen Ratgeber hatten vorgesorgt. Ein Exem¬pel wurde statuiert, ein rebellisches Dorf dem Erdboden gleichgemacht und einer der beiden Tempel der Hauptstadt ge-schleift. Jeder Widerstand wurde im Keim erstickt.
Die verbleibenden Tempel des Hou wurden offiziell zu "Tempeln der Göttlichen Sternstein" erklärt.
Die Priester des Hou mußten fliehen, wenn sie nicht sterben wollten. Auf abgelegene unzugängliche Inseln zogen sie sich zurück, in Klöster, die den Beamten des Herrschers nicht be-kannt waren. Als sie dort in ihrer Verzweiflung Hou um Hilfe anriefen, erlebten sie eine böse Überraschung. Weder konnte ihr Ruf Hou erreichen, noch schien dieser Ao-Lai erreichen zu können. Eine unsichtbare Barriere dämonischer Natur schien das Inselreich zu umgeben (Wie man erst ungefähr 150 Jahre später herausbekam, war dieses Ereignis durch die größte Ansammlung Sternsteine, die Ao-Lai je gesehen hatte, bewirkt worden. Dieser Schatz war im Haupttempel gelagert und die Schamanen nutzten seine Kraft nach ihrem Willen).
Im 12. Jahr der Herrschaft des Pu-Chen-Sau wurde ihm der lang ersehnte Thronfolger geboren. Während er vor Stolz fast ver-ging, wurde hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, daß das Kind wohl eher dem Minister ähneln würde. Im selben Jahr noch wurde Pu-Chen-Sau gemeuchelt und der schwarze Minister KYTHUI (1) wurde als Regent eingesetzt. Er war auch für die Erziehung des jungen Prinzen PU-CHEN-FENG verantwortlich.
An seinem 15. Geburtstag übernahm der neue Herrscher sein Amt. Er war ein ernster, in sich gekehrter Jüngling, dem keiner an-sah, daß er der stärkste Magier war, den Ao-Lai je gesehen hatte - und jemals sehen würde. Am Tag seiner Thronbesteigung im 7. Jahr des Drachen verkündete er eine neue Zeit. Noch in derselben Nacht bediente er sich der immensen Mächte, die Sternstein innewohnten. Er lenkte die bis dahin unberechenba-ren Inseln in klare, wenn auch ungewöhnliche Richtungen. End-lich war es möglich, eine bescheidene Schiffahrt aufzubauen.
Schiffe fuhren zu den äußeren stationären Inseln und fanden reiche Lager von Rohstoffen, vor allem Eisenerz und Brennenden Steinen. Der Handel florierte.
Als dem Herrscher zu Ohren kam, daß es noch immer Hou-Anhänger auf verschiedenen Inseln geben sollte, rüstete er Kriegs¬dschunken und ein stehendes Heer. Mit vielen Kriegern bemannt liefen die Dschunken aus, um die Inseln nach Stützpunkten der Hou-Anhängern zu durchsuchen. Truppen in dieser Stärke kosten viel, und so trieben die Beamten soviele Steuern ein, daß das Volk unter der Knute stöhnte.
Die Unzufriedenheit wuchs. Es kam zu einem Volksaufstand, an dem fast jeder beteiligt war, der nicht vom Hof des Himmels-sohnes profitierte. Der Aufstand wurde im 7. Jahr des Hundes blutig niedergeschlagen, die Rädelsführer hingerichtet und viele in die Sklaverei geschleppt oder auf den Altären Stern-steins geopfert. Die Anhänger des Hou erfuhren in ihrer Abge-schiedenheit zu spät von den Vorgängen. Erschüttert beschlos-sen sie, den Kampf aufzunehmen, die selbstgewählte Isolation aufzugeben.
7. Jadefamilie und Schattenkrieger
Während die Priester und Mönche ihre Studien aufnahmen, um einen Weg zu fin¬den, die dämonische Barriere aufzuheben, schickten sie Mönche aus. Diese zogen von Insel zu Insel und von Ort zu Ort. Sie hielten Predigten ab und erklärten den Gläubigen, wie sie durch Kampf¬übungen ihre Ergebenheit zu Hou bewei¬sen konnten. Dies ließ sich gegenüber der Obrigkeit kaschieren und gleich¬zeitig machte es die Menschen wehrhaf¬ter. Diese Mönche weren Meister des Kampfes, und wurden sie auf ihren Reisen angegriffen, so wurden sie nur selten besiegt.
Andere Anhänger Hous, die nicht den religiösen Weg der Priester und Mönche gingen, verbreiteten das Gerücht, daß ein Geheimbund gegründet worden war. Neben religiöser Zusammenkunft war es seine Aufgabe, alle Informationen zu sammeln und diese weiterzuleiten.
Tatsächlich war im 7. Jahr des Affen ein Geheimbund namens "Con Khi Gia'Dhin" gegründet worden (sprich: Konki Dschia
des Affen). Leiter de Bundes war ein
Dschinn, die Familie des en . e
Mann, der nur seinen beiden engsten Vertrauten bekannt war, und als der "SHENG" bezeichnet wurde.
aufstellen, deren Hauptaufgabe darin bestand, diesen, auch DEFAMILIE genannten, Bund zu bekämpfen. Die "PU MAI", wie sie
ig
sich nannte, terrorisierte das Volk. Doch sie hatte nur wenig Erfolg. Die Antwort der Jadefamilie ließ nicht lange auf sich warten. Nur zwei Jahre später, im 8. Jahr des Tigers, traten zum ersten Mal die Elitekämpfer des Bundes in Erscheinung, die SCHATTENKRIEGER, "YINGZI TA YE" (=SCHATTEN DER NACHT). Bei ihnen handelte es sich um so außerordentlich gute Kämpfer, daß ihre Fähigkeiten ins Mystische verklärt wurden. Von diesem Zeitpunkt an hatte die Pu-Mai kaum noch Zeit, sich bei der einfachen Bevölkerung umzutun.
Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, daß in dieser Zeit große Handwerker brachten es zu ungeahntem Geschick in der Holzbe¬arbeitung, die Medizin wurde fortentwickelt und eine besondere Art der Herstellung von irdenem Geschirr geschaffen. Die Ma¬gier konnten, Dank der unerschöpflichen Machtquelle der Stern¬steine, Himmel und Erde verändern und den Wassern befehlen. Geister und Dämonen waren ihnen untertan und der alte Kythui beherrschte selbst die Toten in ihren Gräbern.
So vergingen mehrere Jahrhunderte und noch mehr Himmelssöhne, ehe es zu einschneidenden Veränderungen kam, die in den Anna-len Erwähnung fanden.
8. Das Ende des Magischen Zeitalters
Eines Tages sichteten die Anhänger Hou's eine riesige Flotte fremder Schiffe, die aus den "Wassern des Nichts" (Endloser Ozean) auf das Inselreich zuhielt. Hunderte von seltsamen Schiffen waren es, die nur die äußeren Inseln sahen und ahnungslos auf die Strudel und Untiefen zufuhren. Lange würde man von diesem Jahr als dem "JAHR DER ENTSCHEIDUNG" sprechen, dem 22. Jahr des Affen. Es schien den Priestern, als hätte Hou selbst ihnen diese Schiffe als Zeichen gesandt. Man gab Warnsignale, schaffte es jedoch nur, daß etwa hundert Schiffe ihren Kurs änderten und auf die Inseln zuhielten. Die anderen verschwanden spurlos, gefressen vom Mahlstrom und zerfetzt durch die gierigen Zähne der tückischen Riffe.
Die Priester lehrten die Fremden die Sprache von Ao-Lai, wäh-rend diese sich mit ihren Familien und ihrer wenigen Habe notdürftig einrichteten. Durch sie erfuhren die Einwohner des Affenreiches, daß es eine viel größere Welt gab, als die, die sie bisher gekannt hatten. Dort lebten viele tausend Mal mehr Menschen als in Ao-Lai. Doch die Zeiten dort waren schlecht. Chaos und Veränderung waren von den Göttern über Magira ge¬bracht worden und so hatten sich 36 Familien (Sippen) ent-schlossen, in den unendlichen Ozean zu fahren, um eine neue, bessere Welt zu finden.
Nun erfuhren sie, daß auch diese, ihre neue Heimat, von finsteren Mächten bedroht wurde. Die Oberhäupter der 36 Familien beschlossen, auf Seiten der Hou-Anhänger zu wirken. Nicht zu¬letzt dadurch bedingt, daß man schlechte Erfahrungen mit ma¬gischen Kräften gemacht hatte und diese aus tiefstem Herzen verabscheute.
Die Priester ließen keinen Zweifel daran, daß die Auseinander¬setzung mit den Anhängern Sternsteins entsetzlich werden wür¬de. Doch hatte man Hoffnung und die Fremden - die aus einem Land namens Ala-Byon kamen - waren ein Faktor, den der Gegner noch nicht einschätzen konnte.
Die Vorbereitungen begannen. Die Anhänger wurden gesammelt und instruiert. Der Herrscher dieser Tage, ein direkter Nachfahre des Pu-Chen-Feng, erhielt Kenntnis von den Vorgängen und ver¬stärkte seine Armeen und setzte Spione - normale und magische - auf die Hou-Anhänger an. Doch vergebens, denn auch die Schattenkrieger und Priester schliefen nicht.
Im 22. Jahr des Hahns begann der Kampf, vorerst jedoch nur auf den Wassern. Die Flotte der fremden Freunde, alle einhundert Schiffe, liefen aus. Wo man auf Schiffe der Sternstein-Anhän¬ger traf, kam es zu erbarmungslosen Schlachten. Die Fremden siegten, doch um welchen Preis: 80 der 100 Schiffe gingen mit ihren Gegnern unter. Die Reste der Flotte zogen sich auf ver¬schiedene Inseln zurück und verschanzten sich dort. Sie er¬langten später traurige Berühmtheit durch die Tatsache, daß aus ihnen die berüchtigten PIRATEN hervorgingen.
Im 22. Jahr der Katze begann der Aufstand auf breiter Front. Auf den kleineren Inseln erhoben sich die einfachen Bürger, vom Landedelmann bis zum Reisbauern, gegen die Beamtenschaft des Himmelssohnes. Auf den größeren Inseln traten Truppen der Jadefamilie und Kriegermönche gegen die regulären Soldaten an. Sie kämpften Schlachten, die in die Märchen- und Sagenwelt Ao-Lai's eingingen.
Auf der Hauptinsel aber wurde der eigentlich entscheidende Konflikt ausgetragen, der über das Schicksal des, einfachen Volkes wie auch der Hou-Anhänger entscheiden sollte. Dort hatte der Himmelssohn nicht nur seine Garde und die Pu-May zu-sammengezogen, es hatten sich auch die Schamanen und Stern¬steinmagier versammelt, um gegen ihre Gegner anzutreten.
Tagelang tobte der Kampf und große Magie wurde beschworen. Die Priester des Hou versuchten, diese mit ihren geistigen Kräften einzudämmen. Die Fremden, die auf ihre eigene Art tapfer foch¬ten, waren tatsächlich ungefährdeter als die Ao-Lai's. War es, weil ihre Götter nicht die Götter des Inselreiches waren, war es weil sie von Kopf bis Fuß in Eisen herumliefen - die Kraft der Magier verpuffte bei ihnen eher, als daß sie etwas bewirkte.
Das schwerste Duell aber fochten die Priester unter der Lei¬tung des SHENG aus. Dieser war niemand anderes als der oberste Abt des Hou-Tempels. Es war ein Kampf auf geistiger Ebene, nicht Priester gegen Schamanen, sondern Priester gegen Stern- nicht
stein. Drei Tage dauerte es, bis sich eine Entscheidung an- t
bahnte. Dann zerfiel der Sternstein zu Staub.
Der Effekt war verblüffend. Ein Teil der Magier, allen voran KHYTUI, alterte in Sekunden und vermoderte schneller, als sie zusammensacken konnten. Sie hatten ihre unnatürliche Le¬bensspanne aus der Materie der Dämonin bezogen, nun folgten sie ihr in die Abgründe ihres dämonischen Reiches. Die SCHA¬MANEN, näher an Sternstein, als alle anderen, verfielen dem Wahnsinn, als sich in ihnen die Leere ausbreitete. Wie Ber¬serker wüteten sie, Schaum vor dem Mund, die Hände zu Krallen gekrümmt. Man mußte sie töten. Eine kleine Gruppe der Magier, die jüngsten, erkannten, daß der Kampf für sie verloren war. Ihnen gelang die Flucht auf Wegen, die den Normalsterblichen auf immer verschlossen bleiben werden.
Dann geschah das, was den Fremden als das größte Wunder er¬schien. Man kann ohne weiteres sagen, daß dies der eigentliche auslösende Faktor für sie war, in Ao-Lai zu bleiben und sich Hou zu verschreiben, denn der Affengott selbst griff in das Geschehen ein.
Vom Bann befreit kam er und entsetzlich war sein Zorn. Nichts blieb von den Finsteren als das Wissen um ihre Existenz. Kein Bauwerk gibt mehr Zeuge über ihre Größe, sieht man von den wahrhaft gigantischen RUINENSTÄTTEN ab, imposant noch in ihrem Verfall.
9. Das Neue Reich des Hou
Im 23. Jahr des Skorpions endete die Zeit Sternsteins, wie sie in einem Jahr des Skorpions begonnen hatte. Die Priester bau¬ten ein neues Staatssystem auf, dem sie selbst als unpartei¬ische, strenge aber gerechte Institution vorstanden. Dies ge¬schah im Einvernehmen mit dem Volk, denn nur die Priester wa¬ren auf Grund ihrer intensiven Schulung in der Lage, die Wün¬sche und Anweisungen Hou's richtig zu verstehen. Für die zi¬vilen Entscheidungen wurden auch weiterhin Beamte eingesetzt, doch jetzt unter der Kontrolle der Priester und Mönche. Die Heere und die Pu-May aber wurden aufgelöst - für immer (Es heißt, die Pu-May würden noch immer als Geheimbund weiter-bestehen und für die Sternsteinmagier arbeiten. Ob das stimmt, ist nicht bekannt, aber oft hat man das Gefühl, daß viele Ver¬brechen von einer Organisation verübt werden).
Die Jadefamilie aber wurde zu einer geehrten, offiziellen Ge¬meinschaft, in der Hou durch die Kunst des Kampfes geehrt wird.
Die Fremden, die sich in der Not als wahre Freunde erwiesen hatten, gingen im Volk von Ao-Lai auf. Früher kleingewachsen und gelb wurde das Volk um einen hellhäutigen, hochgewachsenen Menschenschlag erweitert. Auf jeder Insel findet man heute einen Querschnitt durch die gesamte Bevölkerung.
Hou aber, der die Unbillen der Finsternis kannte, die sich über Magira gelegt hatten, legte nun seinerseits einen Schutz¬gürtel um Ao-Lai. Er vergaß nicht, was seine Anhänger für ihn getan hatten und sorgte dafür, daß es ihnen wohl erging.
Tausend Jahre herrscht nun schon Frieden in Ao-Lai, sieht man von den Schwierigkeiten mit den Piraten und Verbrecherbanden ab. Doch das sind Probleme, um die sich der Affengott nicht kümmert. Jetzt schreibt man das 204. Jahr des Hundes nach alter Rech¬nung, oder das 4. Jahr des Hundes nachdem der Himmelspalast das 25. Mal aufgetaucht war (Nach der Zeitrechnung von Ao-Lai, nach magiranischer Zeit ist dies das 25. Jahr nach der Finsternis).
Ao-Lai erblüht im Wohlstand. Die Chronisten und Archivare werden auch weiterhin alle Daten sammeln, um Zeugnis von den großen Zeiten des kleinen Inselreiches geben zu können.

Beziehungen zu anderen Ländern
Die isolierte Lage Ao-Lai's, bedingt durch die Geologie der Inseln und durch das Fehlen von Nachbarn, vereiteln nahezu alle Voraussetzungen für einen Kontakt nach Außen. Außerdem haben die Bewohner Ao-Lai's von den finsteren Völkern der restlichen Welt gehört, und sie fühlen sich wohl unter dem Schutz ihres lebenden Gottes. Die einzigen, die schon zu allen Zeiten den Ring der Inseln verlassen haben, sind die Piraten.
Einzig in der Zeit vor dem Schreckenstag könnte es einen Kon¬takt mit Schiffen aus Nekin-a-dar gegeben haben, einem Land, das ca. 1000 Li weiter westlich gelegen haben soll, wie eine uralte Überlieferung berichtet. Mehr als der Name jener See¬fahrer und der ungefähren Lage ihrer Heimat ist nicht überliefert.
Zai jian!

Tobias

alias Mao Ya Si, Regierungsbeamter
OT-Betreuer der Provinz SU
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Wer etwas möchte sucht Wege.
Wer etwas nicht möchte sucht Gründe. ;)

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